KredOde (Kredo + Ode), der gesprochene Text zu TopoKredo

Sprecher– Wir sind Streicher.

– Greifen, greifen, hingreifen.

– Richtig greifen,

– mitgreifen,

– begreifen.

– Gewalt ist die Methode, Betrug gehört dazu

– Betrug…, Gewalt…, so vertraut, daß es nicht mehr bewusst wird.

– Lügen ist libidinisiert. Es ist erotisch geworden, mit Lust verquickt.

– Methodisch,

– systematisch.

– Verbot der Lust…, Entstehung von Schuldgefühl bei Lust-Empfindung.

– Unmöglichkeit der Liquidierung der Lust als Seinsphänomen. Daher versteckter Lustgenuss.

– Verstecken heißt Lügen. Lustgenuss im Versteck libidinisiert die Lüge.

Gg1- Gewalt.

Vc- Betrug.

Br- Ausbeutung.

Gg2- Verbrechen.

Sprecher

A.

Malinowsky hat gezeigt, dass die Sprache in ihren primitiven Formen vor dem Hintergrund menschlicher Betätigung und als ein Modus menschlichen Verhaltens in praktischen Dingen betrachtet werden muss. Saussure meint, wenn er über “Symbol” spricht, “… es hat die Eigenschaft, nie völlig willkürlich zu sein. Zwischen dem Bezeichnenden und dem Bezeichneten ist das Rudiment eines natürlichen Bandes da”.

Malinowsky: “…, dass jeder Laut… der Ausdruck eines Gefühlszustandes ist; dass er für die umgebenden Menschen  eine bestimmte Signifikanz hat; und dass er mit der äußeren Situation korreliert ist”.

B.

Die Anfänge der Sprache gehen also auf die Laute Zurück, die die Urmenschen von sich gaben, als sie zusammen, bei der Bewältigung der Natur, arbeiteten und diese Laute zur Koordinierung ihrer Tätigkeit benutzten. Es half zu koordinieren, an welchen Stellen ein Gegenstand, der kollektiv bearbeitet oder benutzt wurde, zu greifen war.

C.

So, wie die “Greifstellen” am gemeinsam benutzten Gegenstand, die die Kommunikation der Urmenschen und ihr Überleben ermöglichten, haben sich die abstrahierten Erfahrungen als Be-Griffe in der Sparache niedergeschlagen.

Begriffe sind also die sprachliche Äquivalenz zu “Greifstellen” und sind genauso notwendigerweise aus dem praktischen Zusammenleben von Menschen entstanden, um dieses zu ermöglichen. Es sind die primären Begriffsbildungen wie Vertrauen, Gleichheit, Liebe, Vernunft und Freiheit in ihren Urformen, die notwendig inhärenten Aspekte menschlichen Zusammenseins_ dem Zwischenmenschlichen entsprungene Eigenschaften_, deren Mangel zur Verkümmerung und Hemmung menschlicher Entwicklung führt.

D.

Durch die großgewordenen düsteren  Schatten der Gewalt und Ausbeutung, deren abstraktester Niederschlag sich im Begriff der “höheren Gewalt” verkörpert, haben sich die Zustände menschlichen Zusammenseins gründlich verändert. Und die Erfog-Wissenschaft, die Psychologie, die sich anschickte die menschliche Seele zu erforschen, griff in die so entstandenen Menschen ein und konsolidierte diejenigen Begriffe, die schon als gesellschaftliche Tatsachen existierten: die sekundären Begriffsbildungen wie Durchsetzungstrieb, Realitätsprinzip_ entdeckt in einem auf Gewalt, Raub und Betrug basierten Gesellschaftssystem_ die der Perpetuierung des Verbrechens durch Vertreter der Gewalt dienen.

E.

Eine Verherrlichung der Gewalt also, die das Wesen der wissenschaftlichen Institutionen, das Wesen der institutionalisierten Wissenschaften ausmacht.

Mit dem Realitätsprinzip handelt es sich nicht um die natürlichen Prozesse, die für alle Menschen gleich sind, sondern um die gesellschaftlichen Realitäten, wie Reichtum und Freiheit, die für verschiedene Klassen verschieden sind.

F.

Geläufig und vertraut, wird das institutionalisierte Ungerechtigkeit nicht als solche wahrgenommen.

G.

Entscheidend ist, herauszufinden zu welchem Zweck und aus welcher Genese Begriffe, wie auch Gesetze, entstanden sind. 

Geige 1- Um das gestörte Verhältnis der Menschen zu regeln,

Geige 2- brauchen diese eine Stelle,

Bratsche- außer sich selbst,

Cello- die diese Aufgabe übernehmen soll

Gg 1- und das ist der Staat.

Sprecher– Man sagt’s so.

Gg 1- Eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Menschen aber

Gg 2- erübrigt die Funktion des Staates.

Sprecher– So ist es.

Br- Je vertrauensvoller die zwischenmenschlichen Beziehungen

Vc- desto kleiner die Rolle des Staates.

Gg 1- Die totale Konfliktlosigkeit der Menschengemeinschaft

Gg 2- führt zur totalen Aufhebung des Staates.

Sprecher– Ein guter Staat pflegt sich selbst aufzuheben.

Br- Das Wesen des Staates ist

VC- das gestörte Verhältnis der zwischenmenschlichen Beziehungen.

Gg 1- Um einen Staat überhaupt hervorzurufen,

Gg 2- müsste man erst die Beziehungen der Menschen zerstören.

Br- Je zerstörter die zwischenmenschlichen Beziehungen,

Vc- desto stärker ist der Staat.

Gg 1- Ein Staat, der stark sein möchte,

Gg 2- muss sich  darum bemühen,

Br- um die Beziehungen der Menschen

Vc- immer schwieriger und schlechter zu machen:

Gg 1- die Menschen von einander trennen,

Gg 2- Widersprüche schaffen,

Br- Zustände der verwirrung,

Vc- wo Menschen sich nicht auskennen,

Gg 1- und um den Widerspruch fortlaufend am Leben zu erhalten,

Gg 2- bzw. ihn aufzuheben,

Br- sie sich gegenseitig anlügen müssen.

Sprecher– Routine,

Sprecher– Dienstplan.

Gg 1- Widerspruch ist der Ursprung des Staates,

Gg 2- denn dem Widerspruch entspringt Lüge

Br- und mit Lüge wird Feindschaft erzeugt

Vc- und damit Konflikt

Gg 1- und die Notwendigkeit der Aufstellung des Staates.

Gg 1- Der Ursprung des staates ist also die Lüge.

Gg 2- Ein Staat, der sich um seinen weiterbestand bemüht,

Br- nährt den Boden der Lüge,

Vc- macht Entwürfe,

Gg- die das Lügen als unumgänglichen Bestandteil

Ge 2- der menschlichen Verhaltensweisen

Br- in die soziale struktur

Vc- einflicht.

Spr- Und so zeichnet sich der Staat als intrigantes Element aus.

Gg 1- Er zerstört das Zwischenmenschliche,

Gg 2- immer tiefer, 

Br- annektiert,

Vc- eröffnet sein Amt,

Gg 1- und schafft sich

Gg 2- Arbeitsplätze.

Br- Dem Ausmaß der zwischenmenschlichen Zerstörung

Vc- entspricht das Ausmaß der aufgestellten Beamten.

Sprecher– Und so zwingt er auf, dem Zwischenmenschlichen, sein parasitäres Dasein.

Gg 1- Wahrhaftigkeit und gegenseitige Hilfe sind dem Staate im Wege;

Gg 2- denn sie machen ihn überflüßig.

Br- Gegenseitige Lüge und Feindschaft sind im Sinne des Staates;

Vc- denn  sie ermöglichen ihn.

Sprecher– Das Sein der Lüge ermöglicht das Sein des Staates und das Sein des Staates erfordert das Sein der Lüge.

Sprecher– Verarmen heißt arm werden. Verbluten heißt Blut verlieren und sterben. Verbinden heißt eine Bindung herstellen. Verbrechen heißt mit etwas brechen. Dies Etwas ist die wahrheit. Verbrechen ist, wenn man mit der Wahrheit bricht.

Gg 1- Lügen ist der Wahrheit Gewalt antun.

Gg 2- Alles Böse stammt von Gewalt.

Br- Gewalt ist Böse

Vc- und das Böse ist die Gewalt

Gg 1- und die Gewalt will lauernd heraus

Gg 2- und tätig werden,

Br- ruht nicht,

Vc- ist konspirativ und versucht zu konspirieren.

Gg 1- Das Böse ist das Unglück.

Sprecher– Das Erzeugen von Unglück ist das Erzeugen von Böse.      

Gg 2- Denn was glücklich ist

Br- ruht in seinem Glück

Vc- vergißt sich selbst, konspiriert nicht; denn er ist bei sich selbst,

Gg 1- in totaler Übereinstimmung mit Sein,

Gg 2- in totaler Übereinstimmung mit sich selbst,

Br- pulsiert,

Vc- luzide.

Gg 1- Der Tischler tischt,

Gg 2- der Friseur frisiert,

Br- der Bauer baut,

Vc- der Schriftsteller schreibt.

Sprecher– Der Verbrecher darf aber nicht verbrechen.

Sprecher

I.

Denn die Unbegreiflichkeit des Seins als gemeinsam menschliches Problem, hat sich durch die verräterische Lösung “höhere Gewalt” dem Bewusstsein der Menschen entzogen.

II.

Das Bewusstsein, vor dem ein grenzenloses Feld von Einsamkeit und Ungewissheit, Verantwortung und Sorge lag, ist verraten worden.

Die Grenzsetzung der Wahrheit durch “höhere Gewalt” hat zur Verdunkelung der menschlichen Seele geführt und sie zum Stillstand gebracht.

Die Entmündigung und Bevormundung des Menschen, die Deprivation seiner freien Konfrontation mit Sein, indem die höhere Gewalt die Verantwortung übernahm und sich zwischen Mensch und Welt hinschob, haben die Menschen davon abgehalten ihre zwischenmenschlichen Wertbegriffe dem nicht zu bändigenden Sein gegenüber aufzustellen und sich diesem gegenüber durch Vernunft und Freiheit, durch Gerechtigkeit und Liebe zu behaupten.

Die menschliche Gemeinschaft, die einheitlich dem Sein gegenüer stand, ist zurstückelt, verraten. Eine Machtergreifung durch höhere Gewalt raubte dem Menschen die menschliche Würde, die sich in Freiheit und Selbstbestimmung, in Verantwortlichkeit, im Trotz, im Entzücken, im Staunen, in Ungewissheit, Offenheit und Einsamkeit offenbart.

Die dynamische Vitalität der Verantwortlichkeit, die in Krisenzuständen entsteht, die der Mensch besaß, als er der Ungewissheit und Unendlichkeit des Seins und des Nichts gegenüber stand, verschwand durch den Schatten der höheren Gewalt als der abstrakten Personifizierung menschlicher Gewaltherrschaft, die den Menschen von seiner Wahrheit abschnitt, ihn unterjochte, mit Zwängen und Verboten festgenagelt, invalidierte.

Das Sein mit seiner Schönheit, das die Gesamtenergien des Menschen zur totalen Befriedigung freisetzen könnte, wurde durch das Ungeheuer höhere Gewalt verdeckt, dem Menschen vorenthalten.

Aufgetreten ist die höhere Gewalt durch seine Vertreter und der Mensch ist den heiter debilen Fassaden der höheren Gewaltvertreter ausgesetzt, die ihm über Jenseits Nachricht bringen.

Das Gegenüber soll heute neu definiert werden.

Die menschlichen Potentialitäten, deren Sublimierung und Transzendenz durch höhere Gewalt blockiert, sind als Regression, Aggression und Destruktivität auf die Mitmenschen und auf sich selbst, ja auf das Sein schlechthin ausgerichtet.

Das Rätsel des Seins entwürdigt, heruntergezogen und profaniert, entpuppt sich die höhere Gewalt als Urgewalttäter, der dem Menschen die Urneurose brachte, ihn erniedrigte und in schmutziger Art verriet.

Der Verrat besteht im Enttranszendieren der menschlichen Kräfte, beim Auftauchen der höheren Gewalt: die Destruktivität des Menschen, als ihm die höhere Gewalt seinen menschlichen Weg zum Mitmenschen versperrte, zu seiner Wahrheit und Freiheit, zu seinem Ursprung, zu seinem beweglichen Geiste, zu seiner kosmischen Einsamkeit, zu seinem Zorn vorm Rätsel des Seins, zur Unendlichkeit und Ungewissheit angesichts seines dem Nichts gegenüberstehenden Daseins.

Unterjocht durch die höhere Gewalt, muss sich der Mensch Entbehrungen und Diensten unterziehen und seinen Mitmenschen außerachtlassen, den er lieblos, skeptisch, brutal und böse behandelt und ermordet.

Die Befreiung von der Urneurose ist das Abrechnen mit dem Urgewalttäter, das Abschneiden des Furunkels. Das zerstörte Zwischenmenschliche geschah durch die Zerstörung des Vertrauens. Die schier unmöglich gewordene menschliche Solidarität ist die Folge seiner Bevormundung und seiner Verantwortungsberaubung.

Die Ureinsamkeit, in der der Mensch seinen Nächsten suchte, die Ungewissheit, wodurch der Mensch offen war, die Freiheit, durch die der Mensch verantwortungsvoll war, die Selbstbestimmung, die den Menschen tolerant machte, sind zerschlagen worden.

Die höhere Gewalt hat den Menschen entfremdet, seine legitimsten Eigenschaften und Rechte demoliert, ihn pervertiert und seine Identität zerschlagen.

Unfähig zum echten Leiden durch Vertuschung und Verdrängung des unbewältigenden Seins, projiziert der Mensch seine Aggression auf den  Nächsten.

In der Unmittelbarkeit und im Einfühlen, in der Berücksichtigung des Interesses und Bedürfnisses des anderen besteht die Liebe, die in brutalster Weise zerschlagen ist.

Wiederherstellung des unmittelbaren Kontakts zum Mitmenschen und zur Natur durch Zerschlagung der höheren Gewalt, hier und jetzt, eine totale Befreiung und Autonomie…

Die Entfaltung und Entwicklung des Menschganzen ist die stärkste Quelle des Friedens.

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